Agilität ist in aller Munde. Viele Unternehmen heften sich den Begriff an die Brust, aber so manche gehen damit auch baden. Dieses und andere Schlagworte wie Kanban oder Scrum werden nicht gelebt und verinnerlicht. Wie Mittelständler Agilität in ihrem Unternehmen erfolgreich umsetzen, erfahren sie hier.
Die meisten Deutschen sprechen es wie „ädschjeil“ aus, aber Anglizismen sind nun mal sehr „in“ im Firmensprech hierzulande – besonders wenn es um Begriffe wie „agile“ geht, die viele Unternehmen und ihre Mitarbeiter noch nicht richtig fassen und verinnerlichen können. Tatsächlich kann Agilität auch lähmen.
Als weniger geglücktes Beispiel gilt die Direktbank ING, bei der die Mitarbeiterzufriedenheit innerhalb eines Jahres von 82 auf 57 Prozent gesunken ist und ein Mitarbeiter im Online-Forum anonym äußerte: „Agil um jeden Preis in Rekordzeit kann nicht unbedingt funktionieren.“ Ein anderer schrieb: „Aktuell nicht empfehlenswert. Gute Strukturen wurden kaputtgemacht.“ Im Geschäftsbericht der niederländischen Konzernmutter wurde das mit den „laufenden Transformationsprozessen“ bei der deutschen Tochter erklärt.
Zum Teil wird die neue Agilität von den Mitarbeitern nicht angenommen, weil sie um ihre Jobs bangen. Denn oft fordert eine digitale Umstrukturierung neues Personal. So schrieb auch die ING neue Führungspositionen aus. Das Unternehmen hat die Unzufriedenheit der Mitarbeiter aber ernstgenommen. Allerdings fand die Befragung inmitten der Umstrukturierung statt, und so müssten sich noch viele Strukturen erst noch einspielen. Daher ist die Direktbank gespannt auf die nächste Mitarbeiterbefragung im Jahr 2020.
Der Koblenzer Wirtschaftsprofessor Ayelt Komus ist davon überzeugt, dass die Zukunft agil ist, auch wenn das Wort „irgendwann“ keiner mehr hören will. Dass manche Unternehmen weniger erfolgreich damit sind, dafür sieht er drei Hürden. Erstens würden viele Product Owner mit der Rolle nicht zurechtkommen, nur Ziele zu formulieren, die Durchsetzung aber dem Team überlassen zu sollen. Zweitens sehe das mittlere Management die Umstellung oft als Bedrohung: Betroffene haben die Sorge, nicht mehr gebraucht zu werden. Drittens gibt es in großen Unternehmen vielfältige Vorgaben, Regelungen und Prozesse, die auf alte, plangetriebene Verfahren ausgerichtet sind. Und das vertrage sich nun mal nicht mit Agilität.
Positive Erfahrungen hat dagegen der Versicherungsriese AXA in Köln gemacht, wo Albert Dahmen den – kurz TRX genannten – neuen Bereich Transactional Business leitet und statt wie vorher nicht 200, sondern nur einem Team von zehn Mitarbeitern vorsteht. Erstes Erfolgsprodukt war die vom Team TRX entwickelte Wayguard App, die Nutzer auf dem Weg nach Hause begleitet und im Notfall automatisch Freunde oder Polizei alarmiert. Dafür durfte sich AXA zu den innovativsten Unternehmen Deutschlands zählen.
Dahmen von der AXA weist aber darauf hin, dass Agilität dauert und wer heute eine Kanban-Wand aufbaue, sich nicht einfach gleich „Product Owner“ nennen könne. Denn erst müsse sich das Denken ändern. Viele Unternehmen würden sich mit längeren Projektplänen selbst unter Druck setzen. Sinnvoller hält Dahmen kurzfristige Ziele, um schneller lernen und entscheiden zu können. Derweil würden sich viele Elemente des agilen Arbeitens schon im ganzen Unternehmen wiederfinden und habe TRX auch dazu beigetragen, eine entsprechende Geisteshaltung im Konzern zu verbreiten.
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Quelle: pixabay, rawpixel / Albert Dahmen Die Wirtschaft Köln, Alex Weis / ING-Hauptquartier, ING Pressebild