Erbe
In vielen Unternehmen stellt sich in naher Zukunft die Frage der Nachfolge. Ein Berliner Start-up will mit einer vernetzten Plattform mittelständischen Unternehmen den möglichen Unternehmensverkauf erleichtern.
In vielen Unternehmen stellt sich in naher Zukunft die Frage der Nachfolge. Ein Berliner Start-up will mit einer vernetzten Plattform mittelständischen Unternehmen den möglichen Unternehmensverkauf erleichtern.
Die geburtenstarke Generation der Babyboomer steuert allmählich auf die Rente zu. Auch viele Firmenchefs stehen vor der Frage, wie es im Ruhestand mit ihrem Unternehmen weitergehen wird. In Familienunternehmen ist die Übergabe an Kinder die naheliegende Alternative, aber in vielen Fällen hat die junge Generation eine ganz andere Lebensplanung.
Laut einer Studie von Ernst & Young (PDF) würden in Deutschland nur 4,2 der Kinder das Unternehmen fünf Jahre nach Abschluss des Studiums übernehmen wollen. Dann rückt der Verkauf stärker in den Fokus. Allerdings ist es gar nicht so leicht, finanzstarke und seriöse Partner zu finden.
Das Berliner Start-up Carl Finance will Firmen bei dieser Problematik behilflich sein. Laut eigener Aussage betreiben die Berliner Europas führende Plattform für Unternehmensverkäufe. Carl Finance hat neben dem eigenen Team ein Netzwerk von 220 Beratern und 1.300 zertifizierten Käufern, die über eine technologische Plattform miteinander verbunden sind.
Carl Finance ist eine geschlossene, sogenannte „Managed Plattform“, die mittelständische Unternehmen und deren Berater mit Investoren, Nachfolgern und strategischen Partnern in Verbindung bringt. Wichtig zu wissen: Das Unternehmen ist keine Unternehmensberatung und auch keine Investmentbank.
Das Start-up will Akteure rund um alle Themen der Geschäftsentwicklung miteinander ins Gespräch bringen. Häufig geht es dabei um Eigenkapital-/Beteiligungskapital-Finanzierungen, strategische Partnerschaften, Nachfolgeregelungen sowie Teil- oder Komplettverkäufe von Gesellschaftsanteilen. Investoren bieten Eigenkapital-/Beteiligungskapital, Mezzanine-Kapital und auch Fremdkapital. Das Unternehmen will mit seiner Plattform Eigenkapitalfinanzierungen und strategische Partnerschaften ermöglichen.
Neben den klassischen Strategen und Finanzinvestoren sind auch MBI-Kandidaten (Management Buy In), also beispielsweise ehemalige Unternehmensberater, die sich ihren Traum vom eigenen Unternehmen erfüllen möchten, bei Verkäufern beliebt. „In den meisten Fällen ist das Ziel des Unternehmens, die Marke und Mitarbeiter in der Region beizubehalten. Nur die wenigsten Unternehmen werden zerschlagen, da die Übernahme neues Kapital einbringt, mit dem erfolgreich weitergearbeitet werden kann“, erklärt Marian Gerster, Head of Marketing bei Carl Finance, im Gespräch mit Mittelstand Heute.
Die Nutzung der Plattform ist grundsätzlich kostenfrei. Das Ziel sei, auch kleineren Mittelständlern mit Jahresumsätzen von 1 bis 50 Mio. Euro endlich „den gleichen Zugang zu einem professionellen und kosteneffizienten Verkaufsprozess zu bieten, wie er großen Konzernen bereits seit langem zur Verfügung steht“, so das Unternehmen. Mit 30 Mitarbeitern in Berlin betreut das Start-up aktuell ein Deal-Volumen von 800 Mio. Euro in 120 Transaktionen.
Der Verkäufer behält laut Gerster im kompletten Prozess die Entscheidungshoheit über den Verkauf: „Ob ein Unternehmen von einem Wettbewerber oder Privatinvestor gekauft wird, entscheidet der Eigentümer selbst. Schon bei der Suche nach Käufern können wir in unserer Software bestimmte Investoren-Eigenschaften je nach Wunsch des Verkäufers festlegen.“
Da es sich bei Unternehmensverkäufen oft um einen undurchsichtigen Markt handelt, hat Carl Finance ein eigenes Informationsportal für Mittelständler gegründet. „Wir merken: Für Mittelständler ist es oft schwierig, den ersten Schritt zu gehen. Um diesen zu vereinfachen und transparenter zu gestalten, haben wir ein Portal ins Leben gerufen, in dem sich Unternehmer über Themen wie Steuern, Recht und Digitalisierung in der Unternehmensnachfolge informieren können“, so Gerster.
Carl ist nicht die einzige Unternehmensverkaufsbörse. Zu den Wettbewerbern zählen unter anderem Nexxt-Change, Deutsche Unternehmensbörse, Concess Unternehmensbörse oder biz-trade Marktplatz für Unternehmen. Außerdem haben einige Börsen einen regionalen Fokus wie die Unternehmensbörse SaarLorLux für die Grenzregion Saarland, Lothringen und Luxemburg oder die Unternehmensbörse Hessen.
Generell ist bei kostenlosen Angeboten im Internet Vorsicht geboten, denn es sind auch viele Betrüger unterwegs. Besonders wenn die Abwicklung im Ausland vorgeschlagen wird, sollten Alarmglocken läuten. Mit ein paar Klicks im Internet ist es also nicht getan, dies kann nur ein Startpunkt sein.
Mehr zum Thema Nachfolgesuche im Mittelstand finden Sie in diesem Artikel.
Quelle: Titelbild pixabay, rawpixel