Brexit, Trump-Administration, Digitalisierung und Neuwahlen – Gründe für Unsicherheiten in der deutschen Wirtschaft gibt es aktuell genug. Der Mittelstand hierzulande lässt sich aber anscheinend nicht beirren. Wie die aktuelle Mittelstandsstudie der Bibby Financial Services zeigt, sind die KMU zufrieden, bewerten die Heimatwirtschaft sogar überwiegend als „gut“. Ein paar Bedenken stehen allerdings trotzdem im Raum.
Mittelstandsstudie: Das sind die Erfolgsfaktoren & Hürden im kommenden Jahr
✔ 81 Prozent des deutschen Mittelstands sind mit der Entwicklung der Wirtschaft zufrieden (im Vergleich: im Vorjahr lag die Zufriedenheit im Durchschnitt bei 73 Prozent).
✔ Gut zwei Drittel (65 Prozent) verzeichnen steigende Umsätze in den letzten 12 Monaten und erwarten diese auch im kommenden Jahr.
✔ Digitalisierung wird wichtigster Erfolgsfaktor: Knapp ein Fünftel (19 Prozent) sieht die Entwicklung neuer digitaler Produkte und Services als Fokusthema. Die Entwicklung neuer Marktsegmente folgt mit 14 Prozent bei den KMU.
✔ Rund 70 Prozent werden in moderne IT und neue Technologien investieren
✔ Bedenken: Der deutsche und internationale Mittelstand macht sich Sorgen wegen der politischen Situation in den USA (56 Prozent), dem globalen Terrorismus (35 Prozent) und dem Brexit (21 Prozent).
„Deutschland geht es, unabhängig von Faktoren wie der Dieselkrise, sehr gut. Das große Vertrauen des Mittelstands, dem viel zitierten Rückgrat der deutschen Wirtschaft, das in unserer Studie zum Ausdruck kam, ist sinnbildlich dafür. Dennoch scheint die Welt für viele Befragte volatiler geworden zu sein. Die gestiegene Sorge vor politischer Instabilität in Deutschland und weltweit könnte sich zu einer Bürde entwickeln und sollte das Augenmerk von Unternehmern verstärkt auf Aspekte wie Risikomanagement lenken“, sagt Andreas Dehlzeit, Geschäftsführer der Bibby Financial Services GmbH
Erfolgskurs birgt Hindernisse
Eine vergleichbare Mittelstandsstudie der Commerzbank kommt zu einem ähnlichen Ergebnis, nennt jedoch auch Hürden, die für einen weiteren Auftrieb des deutschen Mittelstands überwunden werden müssen:
✔ Digitalisierung sorgt für Veränderungs- und Modernisierungsbedarf (nur 50 Prozent der KMU erkennen dieses Problem). In die Qualifikation von Mitarbeitern, Produktionsanlagen und IT-Infrastruktur muss rechtzeitig investiert werden.
✔ Vernetzung wird zur Pflicht: Unternehmen, die sich nicht auf neue Geschäftsmodelle einlassen, werden langfristig Probleme bekommen. Beispiele wie die Zusammenarbeit der Automobilindustrie und Telekommunikationsbranche beim Thema Elektromobilität sollten als Vorbild genommen werden.
✔ Führungswechsel steht Modernisierung im Weg: 39 Prozent der befragten Unternehmen erwarten in den nächsten fünf Jahren einen Wechsel an der Führungsspitze. Solange dieser nicht geschieht, haben Unternehmen Bedenken in Hinblick auf eine erfolgreiche Modernisierung.
✔ Beratungsbedarf: 48 Prozent der KMU erkennen einen hohen Beratungsbedarf bezüglich einer Neuausrichtung. Laut Commerzbank-Studie nimmt zur Zeit jedoch kaum ein Unternehmen Beratung in Anspruch.
Quelle Titelbild: Geber86/iStock