Noch vor wenigen Wochen hätte niemand etwas mit diesen zwei mittelständischen Unternehmen aus Mainz bzw. Tübingen anfangen können: Biontech und Curevac. Heute kennt jeder diese Namen; die Pandemie verschafft der Life Science Branche unverhoffte Aufmerksamkeit in der Allgemeinheit. Wer aber genauer hinschaut, sieht nicht nur leistungsfähige Hightech-Champions, die im weltweiten Wettbewerb erfolgreich sind. Denn der Wandel in der Pharma-, Medizintechnik oder Biotechnologie ist rasant. Vor allem mittelständische Unternehmen stehen zwar vor großen Chancen in einem stetig wachsenden Markt – sind aber auch mit etlichen Herausforderungen konfrontiert. Sie stehen in einem Spannungsfeld: wissenschaftliche Führungsstellung behalten, aber gleichzeitig operative Exzellenz zu entfalten und Geschäftsprozesse modernisieren. Das Ganze in einem Umfeld, das von gesetzlichen Regularien bestimmt ist und Technologieriesen weiter vordringen.
Silos und isolierte Bestandssysteme – historisch entstanden, und durch Fusionen und Übernahmen verstärkt – und damit isolierte Prozesse verhindern in vielen Life Science Unternehmen einen ganzheitlichen Innovationsansatz. Aber nicht nur die interne, auch die externe Vernetzung fehlt oftmals. Neue Start-ups machen vor, wie man sich in einem vernetzten Ökosystem bewegt: Kooperationen schließen und gemeinsam Innovationen entwickeln. Aber auch auf der rein technologischen Ebene ist es notwendig, Silos aufzulösen und sich zu vernetzen. Sonst geht der Anschluss an Datenpartner, das Internet der Dinge (IoT) und das wachsende Internet der medizinischen Dinge (IoMT) verloren. Die Cloud ist die Grundlage, um Systeme, Menschen und Daten zu vernetzen.
Technologieriesen und Start-ups machen es häufig vor: Sie nutzen riesige Datenmengen, welche sie durch zunehmende Vernetzung erhalten – bis hin zu Patientendaten, die beispielsweise über Wearables übertragen werden –, um daraus innovative Angebote zu entwickeln. Im Fokus steht dabei immer der Kunde. Kollaborative Ansätze beziehen Ärzte und Patienten in die Entwicklung ein. So entstehen spezifische Angebote und Therapien für definierte Zielgruppensegmente. Die Grundlage dafür ist der technische Fortschritt im Bereich Big Data, Analytics, IoT und Künstliche Intelligenz.
Durch Vernetzung und Kollaborationen mit externen Partnern wachsen externe Bedrohungen; Cybersecurity ist ein zunehmendes Thema über alle Branchen hinweg, aber besonders in der datensensiblen Life Science Branche. Zugleich besteht der Druck, Compliance-Anforderungen zu erfüllen und dennoch schnell neue Produkte zur Marktreife zu bringen. In der Qualitätssicherung und Dokumentation, welche durch eine steigende Regulierung immer stärker in den Fokus von Audits gerät, kann ein zeitgemäßer Validierungsansatz helfen, Kosten zu sparen. Die Validierung ist ein extremes zeit- und ressourcenintensives Feld. Neuartige Softwarelösungen können Mitarbeiter entlasten. Sie erleichtern die Dokumentation und erhöhen gleichzeitig auch deren Qualität, was im Falle eines Audits sehr hilfreich sein kann. Weiter hilft der Fokus auf geschäftsrelevante Tätigkeiten dem Unternehmen, agil zu bleiben.
Für viele Unternehmen hat der Aufwand für Qualitätssicherung und Dokumentation in den letzten Jahren stark zugenommen. Für die Medtech-Branche führen die Neuerungen infolge der EU-Verordnung über Medizinprodukte (MDR) und In-vitro-Diagnostika (IVDR) zu einem enormen Mehraufwand. Dieser Aufwand wird speziell für kleine und mittlere Betriebe bisweilen zu groß. In der Folge entscheiden sich viele dieser Unternehmen dazu, ihr Produktportfolio zu verkleinern.
Weiter hat seit Jahren das Kostenbewusstsein auf Abnehmerseite im Gesundheitswesen stark zugenommen. Der Fokus auf die Preisgestaltung führt zu einem enormen Kostendruck in der Branche. Zusammen mit erhöhten Anforderungen durch den Gesetzgeber hat dies schließlich zu einer über die Jahre sinkenden Kapitalrendite in der Branche geführt. Hier könnten Fortschritte in der Digitalisierung entgegenwirken und zukunftsgerichtete Lösungen bieten. Neue Software-Lösungen können die Aufwände in der Dokumentation durch künstliche Intelligenz (AI) und Automatisierungsschritte erleichtern. Eine Auslagerung der IT-Infrastruktur in eine Cloud-Lösung verringert Kosten im Unterhalt und kann bedarfsgerecht ausgestaltet werden.
Entwicklung und Fertigung, Vermarktung und direkter Kundenzugang: Die Marktansprüche in der Life Science Branche steigen, und die internen Prozesse müssen damit Schritt halten. Digitalisierung und Automatisierung sind das Gebot der Stunde. Wie in vielen anderen Branchen gibt es aber gerade in mittelständischen Unternehmen oftmals keine übergreifende Digitalisierungs-Roadmap. Hinzu kommt: Oft fehlt Wissen in Compliance Fragen, um die Chancen, Einsparungen und Risiken genau abzuschätzen. Dabei würden zeitgemäße IT-Lösungen genau in den herausfordern Geschäftsfeldern Unterstützung bieten.
Viele Firmen betreiben ihre IT-Infrastruktur immer noch selbst. Dabei bieten neuartige Cloud-Lösungen eine Vielzahl von Vorteilen, speziell für kleine und mittlere Unternehmen. Sie betreiben meist selbst eine kostspielige und veraltete IT-Infrastruktur.
Mit einer Cloud-Lösung für die Serverinfrastruktur lässt sich die Rechenleistung und die Speicherkapazität flexibel an die Bedürfnisse des Unternehmens anpassen. Die Innovationszyklen im IT-Bereich beschleunigen sich stetig weiter. Mit einer Auslagerung in die Cloud hat man ständig Zugriff auf die neusten Technologien und entledigt sich eines kostspieligen Unterhalts. Große Clouddienstleister bieten auch im Bereich der Cyber-Security einen besseren Schutz als betriebseigene Systeme.
Die Herausforderung bei allen Auslagerungen, seien dies Cloud-Lösungen, Software-as-a-Service Lösungen oder gar eine ganz ausgelagerte Validierung, ist es die richtigen Partner zu finden. Solche Partner müssen bereits viel Erfahrungen in diesem stark regulierten Umfeld mitbringen. Im Besten Fall stellen diese Dienstleister ihre Produkte bereits vollständig qualifiziert und validiert zur Verfügung. Es ist essenziell, dass bei der Wahl des Dienstleistungsunternehmens ein hoher Wert auf die regulierungskonforme Dokumentation der Produkte geachtet wird.
Die "Life Sciences Alliance" ist ein Partnerverbund von Beratungs- und IT-Unternehmen, die sich auf die Digitalisierungs-Herausforderungen von mittelständischen Pharma-, Medizintechnik- und Biotechnologie-Unternehmen spezialisiert hat.
Quelle: istockphoto, BraunS, Stock-Fotografie-ID: 1301153704